Erich J. HeindlCorresponding author

Anmerkungen zu Nietzsche
unter Berücksichtigung seiner progressiven Paralyse
[Notes on Nietzsche, Considering His Progressive Paralysis]

Article
9 - 2004, pages 43-72
Date of online publication: 29 août 2016
Date of publication: 30 novembre 2004

Abstract

Will man dem Lebenswerk Nietzsches gerecht werden, so ist es unerlässlich, vier Schwerpunkten in Nietzsches Leben besondere Beachtung zu schenken, da sie von außerordentlicher Bedeutung sind, nämlich seinem Elternhaus, d.h. seiner Kindheit und Jugend, seiner Beziehung zum griechischen Altertum im Rahmen seiner Bildung, seiner intensiven Beschäftigung mit dem Werk Schopenhauers und dem Einfluss der progressiven Paralyse als Spätstadium einer acquirierten syphilitischen Erkrankung auf sein Werk, was bisher leider zu wenig kompetente Berücksichtigung erfuhr. Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844-1900) wurde in Röcken bei Lützen als Sohn eines evangelischen Pfarrers geboren. Bereits 5 Jahre danach starb sein Vater. Der Rest der Familie, bestehend aus seiner noch sehr jungen Mutter, seiner um 2 Jahre jüngeren Schwester, zweier Tanten und der sehr dominanten Großmutter, zog nach Naumburg, wo Nietzsche zunächst die Bürgerschule besuchte. Dort wuchs er in fast ausschließlich weiblicher Umgebung ganz im Geiste tiefer evangelisch - christlicher Frömmigkeit auf Die Bibelkenntnisse des sensiblen, musikalisch und literarisch äußerst begabten Knaben waren mit der Zeit so umfangreich geworden, dass man i hn scherzhaft als den kleinen Pastor bezeichnete. In dieser Zeit sind sicherlich die Wurzeln für seinen
späteren Antifeminismus zu suchen sowie seine Abneigung gegenüber dem Christentum, das er nahezu ausschließlich in der Form einer naiven, weiblich geprägten, weichlich-frömmelnden Religionsausübung kennen lernte, die ihm dekadent erscheinen musste. Er hatte so keine Gelegenheit, die eigentliche Stärke und Tiefe des Christentums zu erfahren.

Keywords

Cite this article

Heindl, Erich J. “Anmerkungen zu Nietzsche unter Berücksichtigung seiner progressiven Paralyse.” Forum Philosophicum 9 (2004): 43–72. doi:10.35765/forphil.2004.0901.3.